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Was wirklich gegen Schnarchen hilft - Tipps für eine ruhige Nacht

Ist Schnarchen gleich Schnarchen? Keinesfalls: Der 250 Pfund schwere britische Werftarbeiter Melvin Switzer schaffte es mit 88 Dezibel ins Guinnessbuch der Rekorde - so laut wie ein Rennmotorrad. Zieht Ihre Frau lediglich nachts aus dem gemeinsamen Schlafzimmer auf die Wohnzimmercouch um, schnarchen Sie mäßig laut. Nehmen die Nachbarn reißaus, fällt Ihr Schnarchen in die Kategorie Härtefälle. Doch Spaß beiseite – medizinisch gelten Sie als mäßiger Schnarcher, wenn Sie zwar jede Nacht, aber nicht durchgehend schnarchen, sobald Sie auf dem Rücken liegen. Doch wie entsteht Schnarchen?

Was beim Schnarchen passiert

Während Sie schlafen, entspannt sich tief hinten im Rachen das Gewebe Ihrer Luftwege: Sobald Sie einatmen, gerät es in Schwingungen. Gaumensegel, Zäpfchen oder andere Rachenbereiche vibrieren. Und je enger die Atemwege, desto schlaffer die Muskulatur im Mundbereich – Schnarchen vorprogrammiert.

Wer gefährdet ist

Schnarchen, ein Männerproblem? Generell ja. US-amerikanische Schlafforschungen ergaben: Nur 51 Prozent der Frauen, aber 71 Prozent aller Männer schnarchen. Sie sind übergewichtig, mittleren Alters bzw. haben als Frau die Wechseljahre bereits hinter sich? Männer mit mehr als 20 Prozent Übergewicht entwickeln sich zu Schnarchern, bei den Frauen sind es 30 bis 40 Prozent. Je mehr Sie wiegen, desto wahrscheinlicher ist ein Kollabieren der Atemwege.

Zusätzlich stehen Übergewicht, Bluthochdruck und Schnarchen (Rhonchopathie) in Wechselwirkung: Da der Blutdruck während der Schlafs bis zu 20% im Vergleich zum Tageswert sinkt und in den frühen Morgenstunden sehr niedrig liegt, fühlen sich Schnarcher beim Aufstehen erschöpft. Und wer nicht ausreichend schläft, hat wiederum ein erhöhtes Bluthochdruck-Risiko. Sind Sie betroffen? Schlaflabors bringen Aufschluss in punkto Schlafphasen und Blutdruckverlauf.

Schnarchen und Schlafapnoe

Schnarchen fungiert als Warnsignal: Je lauter, desto ernster das medizinische Problem. Insofern macht lautes Schnarchen nicht nur einsam, sondern sprichwörtlich atemlos – als Schlafapnoe, einem Atemstillstand, der nächtliche Unterversorgung mit Sauerstoff bewirkt: Tagsüber müde, fallen Betroffene in Sekundenschlaf – gerade beim Autofahren hochgefährlich – oder klagen über Depressionen.

Ein mitlaufendes Aufnahmegerät oder eine Nacht im Schlaflabor helfen klären, ob Sie unter Schlafapnoe leiden, die ein Fall für Hausarzt und HNO-Arzt ist. Er kann Chancen und Risiken von Therapien im Einzelfall abschätzen - wie den Einsatz von Geräten, die Druckluft in Rachen und Nase leiten – und so ein Kollabieren die Atemwege verhindern.

Was Sie gegen Schnarchen tun können

Auch Ihr Partner denkt bereits über getrennte Schlafzimmer nach? Überlegen Sie, wie Sie nicht nur dem nächtlichen Geräuschpegel Einhalt gebieten, sondern auch Ihre Rhonchopathie in den Griff bekommen. Reicht eine Änderung des Schlafverhaltens, eine medikamentöse Therapie oder ist ein operativer Eingriff zwingend? So vielseitig wie die Ursachen des Schnarchens sind seine Gegenmittel: Die Bandbreite reicht von verhaltensbasierten bis zu technischen Hilfsmitteln – nach gründlicher Erstanamnese wird die Wahl des richtigen Mittels zu einer sehr individuellen Entscheidung.

Besser liegen

Schlafen Sie auf der Seite – wenn Sie zu den mäßigen Schnarchern gehören, die vorwiegend in Rückenlage schnarchen. Die Seitenlage verhindert das Zurückfallen von Unterkiefer und Zungenapparat und damit das Verengen der Luftwege. Spezielle Schnarchkissen bewirken das seitliche Drehen des Kopfs; einige amerikanische Mediziner empfehlen, einen Tennisball in das Rückenteil des Pyjamas einzunähen – so dreht sich niemand gern auf den Rücken. Oder Sie werfen Ihr Kissen einfach raus: Es erhöht zwar den Kopf, aber auch das Schnarchvolumen, da es den Nacken in Falten legt. Schlafen mit erhöhtem Oberkörper hingegen mildert das Schnarchen.

Besser durchatmen

Steckt eine Allergie dahinter? Allergie- oder erkältungsbedingter Schnupfen und Schnarchen - zwei Seiten derselben Medaille. Abschwellendes Nasenspray oder befeuchtendes Meerwasser-Spray vor dem Einschlafen machen die Nase frei. Vorsicht bei Sprays mit ätherischen Ölen: Sie schädigen auf Dauer die Nasenschleimhaut. Bei leichtem Schnarchen kann ein Nasenpflaster die Luftwege erweitern – schlafen Sie immer bei geöffnetem Fenster.

Anti-Schnarch-Medikamente wie Schaumsprays halten das Gewebe des Rachenraums feucht: Das erhöht die muskuläre Spannung und reduziert die Vibrationen. Lösungen, per Spritze injiziert, rufen durch ihre verödende Wirkung bewusste Narbenbildung hervor. Sobald die Narben den weichen Gaumenbereich verhärten, wird auch das Atmen leichter.

Auch homöopathische Behandlungsmethoden in Form von Rachensprays oder Nasencreme können die Atmung befreien und können bei Schlafapnoe über Grindelia, Lachesis oder Sulphur Erleichterung bringen. Hausmitteln wie Tees aus Lindenblüten, Salbei und Arnika, vor dem Schlafen getrunken, wird ebenfalls ein positiver Effekt nachgesagt.

Mechanische Lösungsansätze gegen Schnarchen

Das Allheilmittel gegen Schnarchen gibt es nicht – wie unzählige Patente im Verlauf der Jahrhunderte belegen. Wie z. B. am Ohr getragene Selbstkontrollgeräte, deren Mikrofon das Schnarchen verzeichnet: Ein Generator verwandelt es in ein abschreckendes Akustiksignal, ein Alarmton weckt den Schnarcher auf. Oder zweilagige Kissen mit integriertem Hartobjekt (um den Kopf hochzuhalten) und einer zweiten Lage für das Gesicht. Das Ziel: In Rückenlage wie auf Stein schlafen, aber weich auf der Seite.

Mechanische Hilfsmittel beschränken sich auf Symptombekämpfung, ohne die Ursachen anzupacken – vom aufblasbaren Schnarchrucksack, der ein Drehen auf den Rücken verhindert bis zum Anti-Schnarchring als Akupressur für den kleinen Finger. Allenfalls das Spielen von Blasinstrumenten wie Didgeridoos entfaltet nachhaltigere Effekte, indem es Zungen- und Gaumenmuskulatur stärkt. Ist ein verkürzter Unterkiefer die Schnarchursache, kann ein Kieferorthopäde oder Zahnarzt eine den Rachenraum entspannende Unterkieferschiene anpassen.

 

Wenn nichts mehr hilft - OPs

Ernstere Fälle gehören in die Hände des Chirurgen. Eine Operation ist oftmals die Ultima Ratio. Bei Gesundheitsgefährdung wie schwerer Schlafapnoe bietet sie die besten Erfolgsaussichten; Gewebe wird verändert oder entfernt. Bei der so genannten Schnarch-OP wird das Schnarchgeräusch erzeugende Gaumensegel an den Gaumenbögen verkleinert – entweder mittels Skalpell (UPPP) oder schonender per Laser (LAUP) bzw. Radiowellen (RFITT). Alternativ wird das Gaumenzäpfchen (Uvula) nach oben geklappt und am Gaumen angenäht (Uvulaflap).

Daneben festigen Kunststoff-Stiftimplantate im Weichgaumen das Rachengewebe. Doch dahierzu bestimmte anatomische Voraussetzungen zwingend sind, eignet sich diese Methode nur für jeden 10. Patienten.

Die Begradigung einer verkrümmten Nasenscheidewand sorgt für besseren Luftdurchsatz, und auch einer Rückverlagerung von Unterkiefer oder Zunge kann durch Schienen, die die Mandibula fixieren, prothetisch begegnet werden – so bleiben die Atemwege frei. Ein Faden zwischen Zunge und Unterkiefer hindert die Zunge am Zurückfallen. Die genannten Maßnahmen sind in Deutschland allerdings nicht unumstritten – zumal jede Operation Folgeerscheinungen wie z. B. Schluckprobleme zeitigt, während der veränderten Anatomie mit unterstützenden Medikamente Rechnung getragen werden muss.

Was Sie sonst noch tun (und lassen) sollten

Halten Sie Diät: Gewichtsabnahme senkt nachweislich die Lautstärke oder stoppt Schnarchen ganz. Dazu gehört auch der Verzicht auf den Schlummertrunk. Denn kalorienreicher Alkohol, vor allem Bier und Rotwein, verstärken das Schnarchen noch, während der Abbauprozess des Alkohols den Organismus zusätzlich belastet und die Sauerstoffaufnahme behindert – eine Problematik, die sich bei starken Rauchern noch verstärkt. Auch Schlaftabletten, deren Wirkstoffe das Gewebe im Kopf- und Halsbereich entspannen, verschlimmern ebenso wie Antihistaminika das Schnarchen.

Wie finden Sie Ihre Ideallösung? Auf dem Weg zu einem stressfreien Schlafzustand bringt nur Ausprobieren den individuellen Erfolg.

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